fort - da

mixed media 1992/93
I)
Cinq, rue de Lille. Wenn das schwere Portal ins Schloß gefallen ist, verstummt plötzlich jeder Lärm. Zwischen diesem Augenblick und dem nächsten, der wieder ganz dem Auge gehört, kannst du bei gegebener Empfindsamkeit die Sekunde der blauen Stunde erleben. Dann aber betrittst du die Bühne, auf welcher in der Totenstille der Seele das Drama des toten Vaters gespielt wird. [...]
II)
Von allen höheren Sinnen bezeugt das Auge am eindrücklichsten, daß die Wahrnehmung stets vom Wunsch geleitet und gelenkt ist. [...] Dies ist aber nicht die einzige Voraussetzung dafür, dass der Blick von vornherein ein suchender ist. Die Punktförmigkeit seines ursprünglichen Objekts, das der Blick des anderen ist, leistet seiner Rastlosigkeit Vorschub, sodaß der Blick ein verkanntes Objekt par excellence darstellt. [...]
III)
In einer ästhetischen Metaphorik hat Lacan einmal das Unbewußte als "Die Schöne hinter den Fensterläden" bezeichnet. In einem Abschnitt des elften Seminars, mit "Die Präsenz des Analytikers" überschrieben, setzt er sich mit einer analytischen Praxis auseinander, welche ein Bündnis mit dem sogenannten gesunden Teil des Subjekts eingehen möchte und dabei verkennt, daß gerade dieses vernünftige Ich "die Tür, das Fenster, die Fensterläden ... zumacht" - also verkennt, "daß die Schöne, mit der man sprechen möchte, sich dahinter verbirgt und eigentlich keinen anderen Wunsch hat als den, daß die Läden wieder aufgemacht würden". [...] more

aus "auf - zu" von August Ruhs 1993